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03 | BILDUNG UND FORSCHUNG
AUSGANGSLAGE Im Bereich der Elementarbildung ist der Anteil
der Kinder ohne Migrationshintergrund, der eine
Bildung ist gerade in einer Wissens- und vorschulische Betreuung (Kinderkrippe, Kinder-
Informationsgesellschaft der zentrale Motor für garten etc.) besucht (2013: 48 % der Zweijährigen),
Innovation und eine wichtige Voraussetzung für etwas größer als jener der Kinder mit Migrations-
gesellschaftliche, wirtschaftliche und kulturelle hintergrund (2013: 42 % der Zweijährigen). Der
Teilnahme einer und eines jeden Einzelnen. Die Anteil der Kinder mit nicht-deutscher Mutter-
erfolgreiche Förderung von Wissen und Bildung sprache in Kindertagesstätten ist jedoch sehr
der Bürgerinnen und Bürger trägt maßgeblich hoch, insbesondere in Wien (circa 60 %). Die 2008
dazu bei, sowohl für jede und jeden Persönlich- durchgeführte Sprachstandsbeobachtung bei
keitsentwicklung, Lebensqualität, Arbeitsplatz 4½- bis 5½-Jährigen Kindern ergab für Kinder mit
und Zukunftsp erspektiven zu sichern als auch für nicht-deutscher Muttersprache einen viel höheren
die Bevölkerung als Ganzes. Die Ausschöpfung Förderbedarf (58 %) als bei deutschsprachigen
des Bildungspotenzials von Migrantinnen und Kindern (10 %). Dieses Sprachscreening und
Migranten stellt dabei eine besondere Herausfor- das verpflichtende Kinderg artenjahr für alle
derung dar. Wie die entsprechenden statistischen 5-jährigen Kinder kommen daher insbesondere
Daten zeigen, unterscheiden sich die Bildungs auch Migrantinnen und Migranten zugute.
abschlüsse der Migrantinnen und Migranten in
Österreich deutlich in Abhängigkeit vom Her- Im Primär- und Sekundärbereich besitzt
kunftsland. Personen mit Migrationshintergrund knapp mehr als ein Zehntel der Schülerinnen
sind sowohl in den niedrigsten als auch in den und Schüler in Österreich nicht die österreichi-
höchsten formalen Bildungsstufen stärker sche Staatsbürgerschaft (Schuljahr 2013 /14).
vertreten als die einheimische Bevölkerung. Der Anteil jener, die nicht Deutsch als Umgangs
sprache sprechen, liegt bei 27 % im Primär
Migration spielt in allen Bildungsbereichen – bereich und bei 23 % im Sekundärbereich.
von der Kleinkindbetreuung und Vorschulbildung Im Vergleich mit früheren Jahren steigen die
(Elementarbereich) über den Primär- und Anteile. Wien hat den höchsten Anteil an
Sekundärbereich bis hin zur Hochschulbildung Schülerinnen und Schülern mit Migrationshinter-
(Tertiärer Bereich) – eine wichtige Rolle. Auch grund, wobei in manchen Wiener Bezirken über
wenn das österreichische Bildungssystem grund- 80 % der Volksschulkinder sowie in den Neuen
sätzlich in der Lage ist, jungen Menschen mit Mittelschulen und Polytechnischen Schulen
Migrationshintergrund den Bildungsaufstieg nahezu 70 % der Schülerinnen und Schüler eine
zu ermöglichen, gelingt dies derzeit nicht in nicht-deutsche Umgangssprache haben. Kinder
ausr eichendem Maß. Kinder von Migranten und mit nicht-deutscher Umgangssprache wechseln
Migrantinnen erreichen im Mittel nicht den nach der Volksschule seltener an die AHS-Unter-
Bildungsstand der einheimischen Kinder, was stufe als Kinder mit deutscher Umgangssprache.
z. T. durch deren niedrigen sozioökonomischen Sie besuchen wesentlich häufiger Sonderschulen
Status erklärt werden kann. und Polytechnische Schulen sowie seltener
höherbildende Schulen. In ihrem Bildungsverlauf
weisen sie anteilsmäßig deutlich mehr Klassen-
wiederholungen und Schula bbrüche gegen Ende
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