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03 | Bildung und Forschung

der Pflichtschule auf als einheimische Kinder        Deutschland, auf (bis knapp 90 % an den
(2011/12 fünf Mal so hoch in der 8. Stufe            Universitäten Salzburg und Innsbruck). In
Hauptschule). Dies hängt zu einem großen             der Medizin wurde diese Situation durch die
Teil auch mit dem sozioökonomischen Status           sog­ enannte „Safeguard-Klausel“ – wonach
zusammen. In Österreich geborene Jugendliche         75 % der Studien­plätze für Personen mit öster-
im Alter von 15 bis 19 Jahren weisen einen           reichischer Staatsbürgerschaft gewidmet
Bildungsbeteiligungs­anteil von 79 % auf. Bei        sind – verhindert. Allerdings ist auch der Anteil
nicht in Österreich geborenen Jugendlichen sind      österreichischer Studierender in Deutschland
es lediglich knapp unter 60 %. Ihre Zahl hat sich    erheblich. Studierende mit Migrationshinter-
im Laufe der letzten Jahre stetig erhöht. Generell   grund, die ihre Bildungs- bzw. Schulkarriere
können Leistungsunterschiede zu einem hohen          in Österreich abgeschlossen haben, stammen
Anteil durch die Herkunft erklärt werden. Im         nur in geringem Ausmaß aus bildungsfernen
Lesen beträgt der entsprechende Anteil bei           Schichten. Auch bei ihnen zeigt sich das Phäno-
den 15-/16-Jährigen 25 %. Die Faktoren wie           men der „Bildungsvererbung“.
Migration, Bildung und Wohlstand wirken dabei
zusammen. Österreich liegt damit hinsichtlich        Im tertiären Bereich gibt es eine Fülle an Maß-
der „Bildungsvererbung“ im internationalen           nahmen und Programmen zur Unter­stützung
Vergleich im oberen Mittelfeld.                      internationaler Studierender. Dennoch gibt es
                                                     insbesondere für Drittstaatsangehörige viele
Auch an den Hochschulen bilden Migrantinnen          bürokratische Hürden (z. B. hinsichtlich der
und Migranten eine große Gruppe der Studierenden.    Voraussetzungen für die Erteilung des Aufent-
Knapp ein Viertel aller Studierenden in Öster-       haltstitels), was sich auch in der verhältnismäßig
reich sind Personen mit ausländischer Staats­        hohen Abwanderung ausländischer Studierender
angehörigkeit, wobei ihr Anteil seit 1990 konti­     nach Abschluss ihres Studiums in Österreich
nuierlich gestiegen ist. Die große Mehrheit der      niederschlägt. Nimmt man die Zahl der im
ausländischen Studierenden (rund zwei Drittel)       Jahr 2014 an drittstaatsangehörige Studienab­
sind EU- oder EWR-Bürgerinnen und Bürger.            solventinnen und Studienabsolventen erteilten
Der Anteil der Studierenden mit deutscher            Aufe­ nthaltstitel „Rot-Weiß-Rot-Karte“ als Basis,
Staatsangehörigkeit (rund 38 % aller ausländi-       so blieben im Jahr 2014 nur knapp 14 % der
schen Studierenden) hat sich seit dem Jahr 2000      ausländischen Studienabsolventinnen und
beinahe ver­fünffacht. Besonders hoch ist der        -absolventen aus Drittstaaten in Österreich, um
Anteil internationaler Studierender traditionell an  hier zu arbeiten. Auch höherqualifizierte Öster-
den Kunstuniversitäten, gefolgt von den wissen-      reichinnen und Österreicher verlassen das Land
schaftlichen Universitäten. Auch an den Fach-        nach Absolvierung der Reifeprüfung beziehungs-
hochschulen steigt der Anteil aus­ländischer         weise eines Hochschulstudiums.
Studierender kontinuierlich, während die
Pädagogischen Hochschulen mit etwas über
6 % den deutlich niedrigsten Anteil aufweisen.
Einzelne (sehr beliebte) Studienrichtungen
wie z. B. Psychologie weisen extrem hohe Anteile
ausländischer Studierender, vorwiegend aus

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