Page 25 - Flipbook
P. 25

ZUKUNFTSSZENARIEN 2030

Für die Tätigkeit des „Migrationsrats für          wobei sich Österreich zur ersteren bekennt,
Österreich“ wurde bei der Fachhochschule           während im dritten Szenario durch ein entschie-
Salzburg, Zentrum für Zukunftsstudien,             denes und rasches Eingreifen der Internationalen
die Studie „Zukunftsszenarien 2030 unter           Gemeinschaft ein langsames Absinken ange-
besonderer Berücksichtigung von Migrations­        nommen wird, das zu einem „muddling through“
entwicklungen“ unter der Leitung von Prof. (FH)    der EU ohne größere Vertragsreformen bis 2030
Dr. Markus Pausch in Auftrag gegeben. Ziel ist     führt. Diese Entwicklungen wirken sich unter-
das Aufzeigen von möglichen Entwicklungen          schiedlich auf die österreichische Wirtschaft,
im Bereich der Migration sowie damit zusam-        den Arbeitsmarkt, den sozialen Zusammenhalt
menhängenden ökonomischen, sozialen und            etc. aus. In Szenario 1 führt die relativ starke
politischen Wechselwirkungen.                      nationale Abschottung zu demographischer
                                                   Alterung und wirtschaftlichen Problemen. In
Im Projekt wurden drei mögliche Entwicklungen      Szenario 2 nimmt Österreich eine Übertragung
bis 2030 in Szenarien gefasst und beschrieben.     weiterer Kompetenzen an die EU sowie eine
Dabei wird angenommen, dass der Umgang             heterogene Gesellschaft in Kauf, um dafür Teil
Europas mit der multiplen Krise zwischen 2015      eines wirtschaftlich starken und wachsenden
und ca. 2020 maßgeblich die weitere Entwicklung    Europas zu sein. Szenario 3 hingegen zeichnet
bis 2030 beeinflusst. Die Zeitpunkte sind dabei    das Bild Österreichs in einem alternden
als Orientierungspunkte zu verstehen. In die       Kontinent, der durch seine zaghafte Politik
Auswahl der hier realisierten Szenarien wurden     und Unentschlossenheit gegenüber anderen
jene aufgenommen, die klar unterscheidbare         Weltregionen wirtschaftlich zurückfällt und
Pole im Raum der Möglichkeiten einnehmen.          soziale Spannungen hervorbringt.
Extreme Auswirkungen wurden, auch wenn
sie nicht prinzipiell auszuschließen sind, nicht   Auf Basis von Interviews mit Exerten und
berücksichtigt. Als zentrale Kategorien der        Expertinnen sowie einer Analyse der aktuellen
Szenarien wurden einerseits die Offenheit der EU   Forschungsliteratur wurde von einigen Grund­
gegenüber Zuwanderung und andererseits der         annahmen ausgegangen:
Grad an europäischer Integration und Kooperation
erachtet. Die Rolle und die Handlungsoptionen      GLOBALE EBENE
Österreichs stehen dabei im Mittelpunkt der
Betrachtungen. In Szenario 1 wird eine Verschär-   •	Mit großer Wahrscheinlichkeit bleiben
fung der Krisen und damit eine Erhöhung der
Flüchtlingszahlen angenommen, die in der Folge        die Flüchtlingszahlen in den kommenden
die europaskeptischen Kräfte in weiten Teilen der     Jahren hoch
EU stärkt und zu einem Europa der Nationen
führt. Szenario 2 geht von einer im Vergleich zur  •	Nur ein entschiedenes und geeintes Ein­
Gegenwart gleichbleibend hohen Zahl an Ver­
triebenen in den nächsten Jahren aus, durch           greifen der Internationalen Gemeinschaft
die es zu einer Spaltung in eine integrations-        kann zu einer Beruhigung in den nächsten
freundliche föderale und eine weitgehend auf den      Jahren führen, ist derzeit aber nicht in Sicht
Binnenmarkt reduzierte Staatengruppe kommt,
                                                   •	Instabilität kann auf die Kaukasus-Region

                                                      und Zentralasien übergreifen

                                                   25
   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30