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09 | Perspektiven der Migration in den Herkunftsregionen

•	Es muss danach getrachtet werden, dass zur        •	Migrationsbewegungen werden indirekt

   Verfügung gestellte Mittel gezielt zum Vorteil       von jedem Einzelnen beeinflusst. Die inter­
   der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung        nationale Betätigung von Wirtschaft und
   weiter Teile der Bevölkerung zweckmäßig              Industrie, die in den Zielregionen mitver­
   verwendet werden. Eine effektive Kontrolle           antwortete globale Umweltbelastung, aber
   hinsichtlich der Zweckbindung solcher Mittel         auch das Konsum- und Mobilitätsverhalten
   ist notwendig.                                       eines jeden Einzelnen in den Industrie-
                                                        und Dienstleistungsgesellschaften können in
•	Die Ausbildung von Migrantinnen und                  Summe massive Auswirkungen auf die wirt-
                                                        schaftliche Situation sowie die Lebensbedin-
   Migranten, die nach Abschluss der Aus­bildung        gungen in den Herkunftsregionen und somit
   in ihre Heimat zurückkehren, ist die effektivste     auf das Migrationsverhalten haben. Auch
   und nachhaltigste Form der Entwicklungs­             wenn die Steuerungsmöglichkeiten des
   zusammenarbeit. In den Herkunftsregionen             Einzelnen begrenzt scheinen, so kann ein im
   wird nicht nur technisches oder naturwissen-         Hinblick auf die Herkunftsregionen nachhal­
   schaftliches Per­sonal benötigt. Für eine            tiges und verantwortungsvolles Verhalten
   gesamtheitliche und nachhaltige Entwicklung          einer großen Zahl von Menschen viel bewegen.
   der Herkunftsregionen ist Expertise in den
   Bereichen der Rechts-, Wirtschafts-, Geistes-     MENSCHENRECHTE UND MENSCHENWÜRDE
   und Sozialwissenschaften ebenso unerläss-
   lich. Neue Modelle zirkulärer Migration, die      •	 Europäische und österreichische Außen- und
   mit den Herkunftsstaaten akkordiert sind,
   könnten entsprechende Anreize schaffen.              Migrationspolitik sollte darauf ausgerichtet
                                                        sein, dass Migration nicht mit der Zerstörung
•	Brain-Waste- und Brain-Drain-Effekte können          des Familiengefüges oder sozialer Strukturen
                                                        in den Herkunfts­regionen einhergeht. In
   durch bessere Arbeitsmarkt-, aber auch durch         Kooperation mit den Herkunftsstaaten sollte
   Informations- und Bildungs­politik in den            den negativen, langfristigen psychosozialen
   Herkunfts-, aber auch in den Zielregionen            Auswirkungen der Auswanderung der Eltern
   reduziert werden. Auch hier braucht es eine          auf die Kinder durch Programme in den
   gesamteuropäische Initiative, die gemeinsame         Herkunftsregionen entgegengewirkt werden.
   Projekte ins Leben ruft.                             Österreich sollte auf europäischer Ebene
                                                        diesbezügliche Sensibilisierungsprojekte
•	Migrationspolitik ist auch Kommunikations­           vorschlagen.

   politik. Migrationsentscheidungen werden vor
   dem Hintergrund von verfügbaren Informationen
   getroffen. Es gilt durch gezielte Informations-
   politik in den Herkunftsregionen verzerrte
   Vorstellungen zu beseitigen und die Grund­
   lagen für eine realistische Einschätzung, die
   für die individuelle Migrationsentscheidung
   bedeutsam ist, zu schaffen. Die mit irregulärer
   transkontinentaler Migration verbundenen
   Gefahren sollten in den Herkunftsregionen
   offen angesprochen werden.

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