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09 | P ERSPEKTIVEN DER MIGRATION
IN DEN HERKUNFTSREGIONEN
AUSGANGSLAGE Die Auswirkungen von Migration auf die
Herkunftsregionen können – wie dies auch
Migrationspolitik muss auch die Ausgangslage bei den Zielregionen der Fall ist – sowohl
in den insgesamt sehr heterogenen Herkunfts positiv als auch negativ sein. Positive
regionen berücksichtigen. Migration hat nicht Auswirkungen sind u. a.:
nur erhebliche Auswirkungen auf die jeweiligen
Zielländer, sondern auch – oft in hohem Maße – • Migrantinnen und Migranten, die aus demo-
auf die Herkunftsregionen. Dazu zählen die
Beitrittskandidaten der Europäischen Union kratischen Ländern zurückkehren, können in
vorwiegend in Südosteuropa, andere europäische ihren Herkunftsländern Demokratisierungs-
Staaten, wie z. B. die Ukraine oder Russland, prozesse auslösen bzw. unterstützen. Sie
der Nahe und Mittlere Osten sowie Nordafrika, setzen sich tendenziell für mehr politische
der übrige afrikanische Kontinent (Sub- Rechte und politische Partizipation ein.
Sahara-Staaten), Südasien und Südostasien.
Zu berücksichtigen sind ferner die unterschied • Auswanderung kann zu einer Entlastung einer
lichen migrationspolitischen Steuerungsmög
lichk eiten und die Zusammenhänge zwischen kritischen demographischen Entwicklung und
Migrations- und Entwicklungspolitik sowie einer heiklen Arbeitsmarktsituation in den
Außenwirtschafts- und Außenpolitik auf öster Herkunftsregionen führen.
reichischer, europäischer und globaler Ebene.
• Die Rückkehr von Migrantinnen und Migranten
Durch zunehmende migrationsbedingte Netz
werke und leichteren Zugang zu Informationen kann zu einer positiven wirtschaftlichen
über Routen und Zielländer können sich heute Entwicklung, zu technologischem Fortschritt
vermehrt auch weniger Wohlhabende Aus und zum Ausbau staatlicher sowie zivilgesell-
wanderung finanziell leisten. Mit anderen schaftlicher Strukturen beitragen.
Worten: Je mehr Migration stattfindet, desto
umfassender ist der Informationsstand in den • Die Tatsache, dass viele junge Menschen in
Herkunftsregionen. Je umfassender aber der
Informationsstand in den Herkunftsregionen den Herkunftsregionen Schulbildung als eine
ist, desto niedriger sind die Migrationskosten. Chance sehen, künftig selbst zu emigrieren,
Dies wiederum führt zu mehr Migration. kann – da viele letztlich doch nicht auswan-
dern – zu einer Zunahme des Humankapitals
im Herkunftsland führen.
• Zirkuläre Mobilität zwischen Herkunfts-
und Zielregionen schafft gerade in einer
globalisierten Welt positive Netzwerkeffekte.
Dies führt zu verstärkten wirtschaftlichen
Beziehungen (Handel, Direktinvestitionen),
zu Know-how-Transfer und zu einer Beein-
flussung von institutionellen und administrati-
ven Entwicklungen.
• Große Bedeutung kommt den in die
Herkunftsregionen fließenden Rücküberwei-
sungen durch Migrantinnen und Migranten
zu (Remittances). Die positiven Effekte von
Remittances zeigen sich gerade in Staaten,
in denen weder ein funktionierendes Sozial-
noch Bildungssystem besteht.
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