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Zentrum für Zukunftsstudien, die dem Migrations­-     Ebenso wenig war es Aufgabe des Migrations-
rat im Rahmen der Erarbeitung von Empfehlungen        rats, zu tagesaktuellen Fragen Stellung zu
als Diskussionsgrundlage diente, schließt die         beziehen oder sich in ebensolche Debatten
Faktenerhebung an. Diese zeigt auf, welchen           einzubringen. Aufbauend auf dem Status quo
Beitrag Migration für die wirtschaftliche             galt es, solide Empfehlungen abzugeben, die –
Konjunktur, den Arbeitsmarkt, das Bildungs­           gerade in Bezug auf die Verantwortlichkeit
wesen und die Forschung sowie – nicht zuletzt in      gegenüber den Herkunftsregionen – in besonderem
Anbetracht der demographischen Entwicklungen          Maße die langfristige Perspektive stets im Blick-
– für den Gesundheits-, Pflege- und übrigen           feld haben. Auch wenn nachhaltige Zielsetzungen
Sozialbereich leisten kann beziehungsweise            oftmals unpopulär sind, weil sie keine raschen
zu leisten hat. Der darauffolgende Abschnitt          sichtbaren Erfolge versprechen, die gleichsam
beschreibt die Rahmenbedingungen politischer          über Nacht eintreten, so sind es gerade auf dem
und staatlicher Institutionen und postuliert die      Gebiet der Migration allein auf Nachhaltigkeit
Notwendigkeit, Migration einem klaren                 ausgerichtete Überlegungen, die den Kurs für
Regelungsr­ egime zu unterwerfen, das auch            das langfristige Ziel vorgeben können: Österreich
in der Praxis umgesetzt werden muss. Danach           als sicheren und stabilen Staat zu erhalten, in
werden die Interessen der Herkunftsregionen           dem man in Wohlstand leben kann.
und mögliche Perspektiven für eine Migrations-
politik, die mit der nachhaltigen Stärkung            Mit der Übergabe dieses Abschlussberichts
der Herkunftsregionen einhergeht, aufgezeigt.         an den Bundesminister für Inneres, Herrn Mag.
Aufgrund all dieser Feststellungen erfolgen           Wolfgang Sobotka, endet das Mandat des Migrations-
schließlich Rückschlüsse, wie ein künftiges           rats für Österreich. Es bleibt zu hoffen, dass das
Migrationssystem gestaltet werden kann.               Bundesministerium für Inneres und darüber
                                                      hinaus die Regierung auf Grundlage der Empfeh-
Der Migrationsrat war von Anfang an um                lungen dieses Berichts eine gesamtstaatliche
eine gesamtstaatliche und interdisziplinäre           Migrationsstrategie für die Bundesregierung
Betrachtung bemüht und machte es sich zum             entwickeln wird. Die fruchtbare Tätigkeit des
Ziel, alle Migrationsformen, legale und irreguläre    Migrationsrats der letzten Jahre hat mir jeden-
Migration sowie Asyl, im jeweils gebührenden          falls gezeigt, dass ein institutionalisiertes
Ausmaß zu berücksichtigen. Auch die Flücht-           Expertengremium zur Beratung des Bundes­
lingskrise, die Europa ab Ende 2014 erfasste          ministers für Inneres in Migrationsfragen eine
und im Herbst 2015 ihren vorläufigen Höhepunkt        sinnvolle Zukunftsoption darstellt.
fand, wurde in die Betrachtungen, die zu diesem
Zeitpunkt längst begonnen hatten, aufgenommen.        PROF. PAUL LENDVAI
Diesen Entwicklungen wurde aber bewusst               Vorsitzender des Migrationsrats für Österreich
keine exklusive Stellung im Bericht eingeräumt.       Wien, im Dezember 2016
Auftrag war nicht die Erstellung eines Asyl­
berichts mit flankierender partieller Thematisierung
sonstiger Migrationsformen, sondern die Er­
stellung eines gesamtheitlichen Migrationsberichts.

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